Geburtstagsdreierpack
Das erste Märzwochenende verbrachten wir alle in Kimisagara, um die WG auf Vordermann zu bringen, da sich Linda erst selbst von der Wohnsituation überzeugen wollte, bevor sie zum Beispiel Wandfarbe für die WG zum Abrechnen genehmigt. Dies war bei den Einsatzstellenbesuchen geschehen, daher stand einem Frühjahrsputz nichts mehr im Wege. Nach getaner Arbeit ließen wir den Abend in der German Butchery ausklingen.
In der Schule gab es auch eine Neuerung: Auf dem Zwischenseminar hatte Patrick vorgeschlagen, ein Fußball-Schulteam aufzubauen. Was in den meisten Schulen Ruandas Alltag ist, gab es bei Gira Impuhwe noch nicht. Deshalb war es Zeit das zu ändern. Wir nahmen uns 2 Mittwochnachmittage Zeit um alle Jungs und Mädchen der Klassen P4 bis P6, die Interesse hatten, zu scouten. Dann hatten wir unser Team grob zusammen, welches aus 16 Jungs und einem Mädchen besteht. Seit dem ist mittwochs von 15:30 Uhr bis 17 Uhr Training für uns und das Schulteam angesagt. Tranieren können wir auf einem Fußballplatz in Gihisi, der circa 5 bis 10 Minuten Fußweg entfernt ist. Ansonsten blieb in der Schule alles beim Alten.
Am 10. März feierten wir in Kimisagara eine Überraschungsparty für Gentil, einem local Freiwilligen von Esperance, der unter der Woche Geburtstag gehabt hatte. Das sollte allerdings nicht der einzige Geburtstag an diesem Wochenende bleiben, denn sonntags (12. März) hatte Cora ihren 19., in welchen wir gebührend hineinfeierten. Das markierte gleichzeitig auch das Bergfest von meinem Auslandsjahr, denn an diesem Wochenende war die Hälfte unserer Teit in Ruanda bereits um und die Tagen gehen ab jetzt gefühlt viel schneller um (merkt man auch daran, dass ich mit dem Blog schreiben deutlich im Rückstand bin).
Die Woche drauf reisten Hannah, Ibrahim, Georg, Nelio und ich nach Uganda. Donnerstag abends 20 Uhr ging es in Kigali los. Ziel war die von uns am weitesten entfernte WG in Iganga (ca. 650 km entfernt). Dort feierte nämlich Yannick seinen Geburtstag und wir wollten ihn überraschen. Die Fahrt bis Kampala war eigentlich recht entspannt, dort angekommen holten wir uns Simkarten und ugandische Schilling und machten uns dann auf zum Busbahnhof. Ich hätte nie gedacht, dass es einen Ort gibt der noch chaotischer und nerviger als der Nyabugogo Busbahnhof in Kigali ist, aber im Gegensatz zu dem in Kampala ist er der Himmel auf Erden. Allgemein war ich als Züttlinger Bub in dieser großen Stadt ziemlich überfordert. Anders als Kigali, das sich nicht wie eine Großstadt anfühlt und wo alles geordnet seinen rechten Weg geht, ist die Hauptstadt Ugandas genau so wie man sich eine ungeordnete Großstadt in Afrika vorstellt. Überall Menschenmassen, das reinste Verkehrschaos und immer eine Hektik, die mich daran erinnert, wie entspannt das Leben auf dem Dorf (egal ob in Ruanda oder Deutschland) doch ist. Aber zurück zu unserer Reise, wir wurden ziemlich direkt in einen kleinen Bus nach Iganga gesetzt und dann hieß es warten, denn in Uganda fahren die Busse erst, wenn sie voll sind. Obwohl wir irgendwann der Meinung waren, das passt niemand mehr rein, kamen immer wieder Leute, die irgendwo platziert wurden (ähnlich wie auf dem Weg nach Dar es Salaam). Irgendwann fuhr der Bus dann los - also zumindest mal 10 Meter. Ich habe den Verkehr ja schon angesprochen, gefühlt machten wir alle 2 Minuten mal 20 Meter Fortschritt. Das zog sich aus Kampala raus bis wir in Mukono waren. Ab da ging es dann zum Glück voran. Am späten Nachmittag dann endlich in Iganga angekommen, wurden wir von Paul, einem anderen ASC-Freiwilligen aus Iganga abgeholt und sind mit ihm zur WG gefahren, wo Yannick dann aus allen Wolken gefallen ist, als er uns gesehen hat. Nachdem wir - die für Uganda obligatorischen - Rolex gegessen hatten, fuhren wir wieder in die Stadt. Dort gibt es einen Think-Twice, ein Secondhand-Laden, der alle paar Monate eine neue "Kollektion" hat mit Einheitspreisen für die jeweiligen Kleidungsstücke und die Preise werden dann bis zur neuen Kollektion wöchentlich reduziert. Ein T-Shirt kostete zu der Zeit, als wir da waren weniger als 2€! Witzigerweise fand man auch viele Sachen aus Deutschland, die als Kleiderspenden nach Uganda gekommen sind. So entdeckten wir zum Beispiel ein Shirt von Edeka oder eines mit der Aufschrift "Oldtimer: Über 50 Jahre gelaufen, leichte Gebrauchspuren, kein Rost - Top Zustand". Nach dem jeder etwas gefunden hatte (ich natürlich ein Poloshirt und ein Hemd von H&M), besorgten wir noch Bier für die Geburtstagsfeier und machten uns dann wieder auf den Rückweg. Am Tag nach der Feier (19. März) machten Nelio und ich uns schon wieder auf den Heimweg. Erst mal nach Jinja, wo wir bei den dortigen Freiwilligen unterkamen, die uns ein wenig ihre Stadt (inklusive Stammrolexstand und Central Market) zeigten. Darüberhinaus vermittelten sie uns noch einen Kontakt von "Modern Coast", ein Busunternehmen mit dem wir am nächsten Tag nach Kigali fahren würden. Da der Bus aus Nairobi kommt, war nicht ganz klar, wann er in Jinja sein würde. Deshalb hieß es für uns um halb 6 aufstehen und auf die Nachricht von Abdul warten, die auch zeitig kam, mit der Info, dass der Bus um 10 Uhr kommen würde. Soweit so gut, wir - pünktlich wie die Maurer - waren demnach um 9:30 Uhr im Büro des Reiseunternehmens und dann war warten angesagt. Abdul immer im Kontakt mit dem Busfahrer vertröstete uns alle halbe Stunde. Dann endlich um 12:30 Uhr kam der Bus und wir konnten ohne Probleme einsteigen. Bis Kampala war alles kein Problem, es zog sich zwar, aber wir hatten ja auch nichts anderes erwartet. Auf unseren Tickets hieß es, dass der Bus um 15 Uhr weiter Richtung Heimat fahren sollte. In Kampala angekommen, wurde uns gesagt, dass der Bus repariert werden muss und wir um 18 Uhr wieder hier sein sollten. Also gingen Nelio und ich uns was zu essen suchen. Auf Vorschlag der anderen Freiwilligen am Vortag verschlug es uns zu "CJs", wo ich den besten Burger Afrikas aß. Das sollte jedoch leider der einzige Lichtblick des Tages sein. Natürlich ging es noch nicht um 6 Uhr weiter. Um 7 hieß es dann alle einsteigen wir fahren zu einem anderen Modern Coast-Office in Kampala. Dort mussten wir bis 21:30 Uhr warten bis es von da weiterging, was zugegebener Maßen auch uns zu Gute kam, denn so konnten wir dort nochmals unsere Handys laden. In der Zwischenzeit freundeten wir uns mit einem anderen Weißen an: Samuel, der aus Österreich kommt und auf einer kleinen Weltreise ist. Dann ging es wie gesagt weiter im Schritttempo durch die Straßen Kampalas. Nach 2 einhalb Stunden kamen wir in eine Polizeikontrolle. Normalerweise ist das in Uganda kein Problem, da Korruption anders als in Ruanda Gang und Gebe ist. Der Bus hatte keine Papiere und irgendwie war es nicht möglich die Polizisten zu bestechen, woran es am Ende gescheitert ist, wissen wir selber nicht. Im Allgemeinen habe ich noch nie einer Person so misstraut, wie unserem Busfahrer. Die Nerven lagen bei allen blank, vor allem, da viele schon die Reisestrapazen von Nairobi nach Kampala hinter sich hatten. Die Stimmung war angespannt und es wurden auch ein paar Leute laut. Dann hieß es, wir müssen umdrehen und wieder nach Kampala fahren. Das dauerte tatsächlich nur 20 Minuten, da es inzwischen so spät nachts war, dass nichts mehr los war auf den Straßen. Wieder in Kampala hielten wir einer Tankstelle, als ein Fahrgast aufsprang und auf den Busfahrer losging mit den Worten "Ich werde dich töten, ich werde dich schlagen". Dann rannte er zur Tür, wo ein CO²-Feuerlöscher stand, welchen er nahm und auf den Busfahrer gerichtet betätigte. Daraufhin brach eine kleine Panik aus und alle stürmten zur Tür. Nelio, Samuel und ich blieben ruhig und sprangen stattdessen aus dem Notexit-Fenster (immerhin eine Sache von der Bucketlist erledigt xD). Nachdem das ganze Gas dann aus dem Bus gezogen war, fuhren wir die letzten Meter wieder zum Office, wo dann die Polizei gerufen wurde sowie irgendwelche Verantwortliche von Modern Coast. Irgendwann klärte sich alles und kurz nach halb 2 konnten wir dann endlich mit einem neuen Fahrer und neuem Schaffner nach Kigali fahren. Welches wir dann erschöpft und 28 Stunden nachdem wir eigentlich losfahren sollten erreichten. Ich machte dann mit meiner Fahrt nach Nyanza sogar noch die 30-Stunden-Marke voll, wo Katharina mal wieder alleine die Stellung gehalten hatte.
Soweit wieder von mir. Ihr werdet bestimmt gemerkt haben, dass heute Bilder fehlen. Ich habe leider Probleme mit dem Einfügen von Bilder in den Blog. Daher wird es ab jetzt immer eine Bildergalerie zu den Blogeinträgen geben, die hier verlinkt wird: https://drive.google.com/drive/folders/1nKjMxSM5gIqBmCN2ZOqosdN2o6ShIy9Z?usp=sharing
Danke fürs Lesen und bis in 2 Monaten, denn dann komme ich ja schon wieder zurück nach Deutschland.
Euer Jannes
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