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Goodbye Rwanda

Hier die Bilder vom heutigen und gleichzeitig letzten Blogeintrag:

Dienstags am Tag nach dem Saisonabschluss mit dem Schulteam, erfüllten Nico, Nelio und ich endlich unser Ziel, einmal um den ganzen See zu laufen, der neben meiner Jogging-Strecke lag. Abends ist dann noch Georg gekommen und plötzlich standen auch Gisa und Kelly vor der Tür und fragten, ob sie bei mir übernachten dürfen. Nach Rücksprache mit ihren Eltern, erlaubte ich es. Zum Essen gab es dann traditionell deutschen Kartoffelsalat sowie Schnitzel, wobei Nelio während dem Schnitzelklopfen unsere Pfanne kaputt machte. Mittwochs (19. Juli) nachdem die Jungs früh raus zu ihren National Exams mussten (P6 muss eine Art Abitur zum Ende der Grundschule schreiben), fuhren wir nach Kigali, spielten Fußball und Ibrahim schnitt mir noch die Haare. Ich schlief bei Nelio in Remera, weil es näher am Flughafen liegt und dorthin musste ich dann nachts auch. Luca und Luisa kamen mich aus Deutschland besuchen. Nachdem ich sie zu ihrem Guesthouse gebracht hatte, welches ich im Voraus reserviert hatte, fiel ich todmüde ins Bett. Am nächsten Morgen holte ich die beiden ab und wir frühstückten gemeinsam bei Nelio. Danach gingen wir 3 zum Kimironko Markt, wo ich und Luca uns jeweils ein Ruanda-Trikot kauften (ja ich hatte wirklich bis dahin noch keins). Dann fuhren wir in die Stadt, um SIM-Karten zu besorgen und Geld abzuheben. Wie jeden Besucher führte ich auch Luisa und Luca auf das Makuza Peace Plaza, von wo man einen tollen Überblick über ganz Kigali hat. Was auch immer auf der Liste steht ist Macoco, das lokale Restaurant, in welches wir immer gehen, wo man für umgerechnet 1,20€ einen großen Teller mit Reis, Pommes, "Salat", Bohnen oder Erbsen, einem Stück Fleisch und Soße bekam. Danach teilten sich die Wege, Luca und Luisa gingen ins Genocide Memorial und ich zur DHL, da dort das Volleyballnetz und die Pfosten lagen. Mit 3 schweren Paketen machte ich mich auf dem Moto dann auf den Weg nach Remera. Nachdem wir dann doch schon so gut vorangekommen waren mit Sehenswürdigkeiten in Kigali, entschieden wir uns Freitag vormittags bereits nach Nyanza zu fahren, wo ich ihnen mein Zuhause zeigte. Abends gingen wir - na klar - ins Kindis, wo wir unsere weitere Reise planten, denn wir würden gemeinsam noch nach Uganda und Kenia gehen. Samstags (22. Juli) nutzte ich die Zeit, in der Luca und Luisa im Kingspalace-Museum waren (ich wollte kein 4tes Mal gehen), um nochmal vor der großen Reise zu waschen. Als die beiden wieder zurück waren, gingen wir zum Busbahnhof und wollten Tickets nach Kigali kaufen. Jedoch hatte weder Horizon noch Volcanoes noch Tickets für den Samstag, alles war ausgebucht. Verzweifelt rief ich David an, in der Hoffnung, dass dieser mit seinen Kontakten noch irgendwas regeln konnte und tatsächlich kam ein Mitarbeiter von Volcanoes kurze Zeit später auf uns zu und meinte wir sollen hier warten, er probiert einen großen Bus aus Kigali zu bekommen, wenn das gelingt, gibt es nochmal Plätze. Nach 3 Stunden warten war es dann glücklicherweise soweit und wir konnten - David sei Dank - mit dem Bus um 18 Uhr nach Kigali fahren. Der Grund wieso ich so dringend nach Kigali wollte, war die Abschiedsparty von Lilith, Noah, Peter und Jonas, die alle in der nächsten Woche wieder heimfliegen würden. Luca und Luisa wurden hier in die Begebenheiten und Musik des ruandischen Feierns eingeführt.

Tags drauf machten wir uns auf den Weg nach Musanze in den Norden. Dort angekommen ließen wir uns mit Motos bis in ein kleines Dorf fahren. Dem folgte eine kurze Wanderung zum Lake Burera einem malerischen See hinter der Vulkankette des Nationalparks mit einer Insel, wo wir zelten würden. Das ganze machten wir auf Empfehlung von anderen Freiwilligen, die bereits ein paar Monate vor uns dort waren. Was wir nicht wussten war, dass sich die Preise seitdem verdoppelt hatten, aber gelohnt hat es sich trotzdem. Auf der Cyuza Island, wie die Insel hieß, waren wir (abgesehen vom "Personal") die einzigen, was aber nicht bedeutete, dass das Essen schneller kam, aber das sind wir ja gewöhnt. Montags ging es dann sehr früh raus, genauergesagt noch vor Sonnenaufgang, den wir uns am höchsten Punkt der Cyuza Island anschauten. Das Frühstück auf der Terrasse fiel sehr üppig aus und wir konnten gar nicht alles essen. Im Preis enthalten waren auch Kanus, die man sich ausleihen konnte. Diese nutzten wir dann nach dem Frühstück und fuhren einmal um die Insel. Nachdem wir dann genug vom Kanufahren hatten, fuhr uns das Boot, welches uns bereits zur Insel gebracht hatte, wieder ans Festland. Es dauerte etwas bis wir dann oben an der Hauptstraße waren, dort waren aber keine Motos, weil die Dörfer so klein sind, dass sich das Geschäft dort nicht lohnt. Man muss hier Busse anhalten, da aber keiner kam, entschieden wir uns schonmal Richtung Musanze zu laufen. Nach 2 Kilometern konnten wir dann endlich in einen Bus zusteigen, der uns zum Busbahnhof brachte. Dort angekommen hoben wir nochmal Geld ab, davor mussten wir aber 5 Geldautomaten abklappern, die alle nicht funktionierten oder Gebühren wollten. Wir gingen wieder in unsere Stammunterkunft im Norden: La Pailotte. Dort duschten wir warm! - eine Seltenheit in Ruanda und aßen - wie immer - Chicken Curry. Später stieß dann auch noch Nelio dazu, der uns bis nach Kampala begleiten würde.

Am Dienstag, den 25. Juli, haben wir um 6 Uhr gefrühstückt und sind dann zum Hauptquartier des Volcanoes Nationalpark gefahren. Dort haben wir eine Wanderung auf den Mount Sabyinyo unternommen, zusammen mit einer dreiköpfigen Familie aus den USA und deren Neffen aus Kanada. Leider konnten wir nicht ganz bis zum Gipfel gehen, da dieser von der ruandischen Seite aus unerschlossen ist. Dennoch war es eine sehr schöne Wanderung. Wir haben ein Baguettepicknick am höchstmöglichen Punkt gemacht und anschließend bei La Pailotte geduscht. Danach sind wir zurück nach Kigali gefahren, wo wir bei Nico eine Nacht schlafen konnten und haben Pizza bestellt. Am Mittwoch sind wir mit einer Stunde Verspätung nach Kabale gefahren. Dort haben wir zum Mittagessen Rolex gegessen und sind anschließend mit Janis im Lake Bunyonyi schwimmen gegangen. Abends haben wir im Birdnest gegessen.

Am Donnerstag, den 27. Juli, konnten wir ausschlafen und haben uns dann unsere Rolex abgeholt. Gegen ca. 14 Uhr sind wir zu Nelio in den Bus nach Kampala gestiegen und trotz Horrorgeschichten über die Fahrten mit Modern Coast ohne Probleme dort angekommen. Das gebuchte Guesthouse hatte leider nur noch ein Zimmer frei, daher mussten wir mitten in der Nacht noch nach einem anderen Guesthouse suchen und haben dabei ein interessantes gefunden, welches uns für die eine Nacht aber relativ sicher vorkam und außerdem wollten wir nicht noch weiter suchen. Die erste Aufgabe freitags war dann also ein neues Guesthouse zu finden, was gar nicht so einfach war aufgrund der Verkehrssituation und dem Überangebot an wenig vertrauenswürdigen Unterkünften. Wir fanden dann etwas unseren Ansprüchen entsprechendem außerhalb vom Stadtkern. Dorthin machten wir uns dann, nachdem wir unser Zeug verstaut hatten. Wir aßen bei CJ`s, einer Burgerkette in Kampala und gingen zur Gaddafi Moschee, die inzwischen eigentlich "Ugandan National Mosque" heißt. Dort machten wir eine Führung mit. Auf dem Minarett hatte man eine unglaubliche Aussicht über die ursprünglichen 7 Hügel, aus denen Kampala einst bestand (inzwischen sind es 23). Jeder Hügel spiegelte quasi ein Viertel wieder. Es gab ein Hügel für Protestanten, einen für Katholiken, einen für die Reichen, einen für die Regierung und immer so weiter. Kampala beziehungsweise Uganda im Allgemeinen ist auch sehr bekannt für seine Second-Hand-Klamotten. Nach unserer Führung gingen wir auf einen solchen Markt, wo man natürlich auch immer First-Hand-Ware bekommt. Dort kauften Nelio und ich uns jeweils ein Kongo-Trikot. Wir gingen zu viert dann abends noch bei einem Inder essen.

Ursprünglicher Plan war gewesen, am Samstag die WG in Mukono zu besuchen, die waren allerdings das Wochenende über in Kampala, weshalb wir unseren Plan änderten und sich bereits hier meine Wege mit Nelio für meinen ganzen Restaufenthalt in Ostafrika trennten und ich ihn erst wieder letzte Woche in Freiburg getroffen habe. Er blieb nämlich in Kampala, während Luisa, Luca und ich mit dem Boda bis nach Mukono fuhren und von dort aus weiter mit dem Matatu nach Jinja. Dort mussten wir ein wenig verhandeln, bis wir ein Zimmer für den gewünschten Preis bekamen, aber am Ende wurden wir uns doch einig. Auch hier auf dem Central Market gab es Second-Hand-Klamotten. Ich blieb auf meiner Suche nach einem Retro VfB-Trikot erfolglos, kaufte mir allerdings ein Nigeria Trikot. Auch die anderen beiden wurden fündig. Das Abendessen war bei einem Äthiopier und dann war es bereits Nacht, als wir fertig waren. Da Uganda deutlich gefährlicher als Ruanda ist und es auch keine Straßenlaternen gibt, soll man draußen sich nur mit Bodas fortbewegen, denen man vertraut und deren Nummer man hat und die man dann bei Bedarf anrufen kann. Allerdings war unsere Unterkunft nur 500 Meter entfernt und geizig wie wir sind, entschieden wir uns, das Risiko einzugehen und zu laufen. Glücklicherweise ging alles gut.

Sonntags (30. Juli) trafen wir beim Frühstück noch Cora und Katharina, die von Kenia kommend bereits auf dem Heimweg waren und im gleichen Guesthouse wo wir waren einen Zwischenstopp machten. Sie hatten noch ziemlich viele Kenia Schilling übrig, welche wir ihnen dann abkauften. Danach fuhren wir zum Bungee Jumping etwas außerhalb von Jinja. Gekostet hat der Spaß 100 Dollar, aber es hat sich mehr als gelohnt. Oben auf der Rampe wird man gefragt, ob die Hände das Wasser berühren sollen (ich meinte ja) und das gleiche auch mit dem Kopf (hier verneinte ich). Der Absprung war eigentlich nicht so schlimm, aber im Flug denke ich, auf was für eine Scheiße hab ich mich hier eingelassen. Schlussendlich tauche ich mit dem kompletten Torso ins Wasser, bevor ich noch ein paar mal hin und her baumel und dann ins Schlauchboot abgelassen werde. Gerade als wir gehen, kommen Theresa und Yannick, 2 Freiwillige aus Iganga, die quasi Wachablösung für uns machen. Wir fahren dann wieder mit dem Matatu weiter nach Mbale und von dort aus direkt noch mehr aufs Land nach Muyembe, wo wir übernachteten.

Am nächsten Tag gingen wir dann zu den Sipifalls. Das ist ein Geheimtipp unter den Freiwilligen gewesen. Die Sipifalls sind 3 sehr schöne Wasserfälle, die man nacheinander gut durch eine Wanderung zwischen Land und Leute erreichen kann. Nachdem wir die Wanderung geschafft hatten (man kann sich an einem Wasserfall auch abseilen, aber wir hatten nicht genug Geld dabei), machten wir uns direkt auf nach Mbale, weil wir wollten noch am Abend weiter nach Kenia kommen. Für afrikanische Verhältnisse pünktlich fuhren wir dann abends mit 45 Minuten Verspätung los und kamen auch gut voran bis zur Grenze. Auch an der Grenze ist alles sehr entspannt und wir kommen schnell drüber. Hinter der Grenze wird sich direkt eine Fanta Passion als Mitternachtssnack gegönnt.

Nach 14 Stunden Fahrt sind wir dann endlich in Nairobi angekommen. Wir gingen direkt ins Hotel, welches wir schon im Voraus gebucht hatten, duschten kurz und dann fiel ich erstmal todmüde ins Bett und schlief 2 einhalb Stunden. Danach hatte ich den letzten Jour Fixe mit Linda. Dieser war schnell rum und Luisa, Luca und ich machten uns auf, das erste Mal Nairobi zu erkunden. Priorität hatte erstmal was zum essen zu finden und danach Simkarten zu besorgen. Nachdem das erledigt war, flanierten wir noch kurz durch Nairobi auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten. An einem Denkmal an den 1. Weltkrieg wurden wir von 2 Mitarbeitern des nationalen Museums interviewt. Danach machten wir uns aber auch wieder auf den Heimweg, aßen noch kurz im Hotel eine Kleinigkeit und gingen dann ins Bett.

Mittwochs (2. August) klingelte bereits um 5 Uhr der Wecker, damit wir noch frühstücken konnten bevor wir um 6 Uhr ab zum Bahnhof fuhren. Da wir so früh da waren, gab noch keine Schlagen und wir kamen in einem Rutsch durch die 3 Sicherheitskontrollen. Das bedeutete aber auch dass wir noch mehr als eine Stunde warten mussten, bis wir endlich in unseren Zug nach Mombasa einsteigen konnten. Dieser war hochmodern und kein Vergleich zu dem alten Rumpelzug mit dem ich im Januar von Dar es Salaam nach Arusha gefahren war. Wir fuhren also um 8 Uhr los und kamen wie vorher prophezeit pünktlich um 14 Uhr an, da wäre die DB neidisch geworden. In Mombasa finden wir schnell ein Guesthouse und gehen essen. Den restlichen Tag verbringen wir leider im Hotelzimmer, weil wir alle Magenprobleme bekommen haben.

Am nächsten Tag geht es uns allen aber wieder gut und wir nehmen ein Tuk-tuk nach Diani Beach (den Tipp haben wir von Hannah und Ibrahim bekommen), wo wir in einem Baumhaus die nächsten Tage zwischen Affen und Galagos übernachteten. Nachdem wir dort gegessen hatten, gingen wir direkt an den Strand, wo wir von allen möglichen Verkäufern angesprochen wurden. Unabhängig davon war der Strand sehr schön und die Wellen hoch - ganz im Gegenteil zu Sansibar, wo man nicht mal richtig schwimmen konnte, weil das Wasser so flach war. Luca und ich verbrachten den ganzen Nachmittag mit Wellen surfen (nur mit unserem Körper, nicht mit einem Brett, was ziemlich gut funktionierte).

Freitags (4. August) quasi das gleiche Spiel wie am Vortag. Wir buchen schnorcheln für den Samstag. Vormittags ist Ebbe also chillen wir nur am Strand, bevor nachmittags mit der Flut wieder die Post abgeht. Abends gehen wir essen und für mich gibt es Surf and Turf. Am Samstag um 10 Uhr werden wir mit einem Glasboot abgeholt und fahren zu einer Sandbank, wo fische unter der Glasscheibe angefüttert werden. Danach kann man selber schnorcheln. Leider ist das Wasser nicht mehr als einen Meter tief und es ist touristisch so ausgeschlachtet, dass man nirgends alleine ist (um die Sandbank rum waren mindestens 7-8 Boote, die alle die gleiche Tour anboten), dementsprechend machte es nicht so viel Spaß, wie auf Sansibar, aber zugegebener maßen, ist Sansibar als Vergleich natürlich immer unfair. Nachmittags kauften wir uns eine Kokosnuss, die ich dann genüsslich trank, während ich mir VfB gegen Sheffield United ansah (das Fan-sein hört im Urlaub ja nicht auf). Samstags waren die Wellen leider nicht so gut zum surfen, aber das trübte die Stimmung gar nicht. Auch tags drauf kamen die Wellen nicht mehr an die am Anfang unseres Aufenthaltes in Diani Beach ran. Dafür kaufte ich mir das obligatorische Trikot des Landes, das ich bereiste, in dem Fall also Kenia und wir tranken auch nochmal eine Kokosnuss.

Am Montag (7. August) waren wir vormittags nochmal kurz am Strand und fuhren mittags dann mit einem Matatu bis kurz vor Mombasa, von wo es aus auf eine Fähre ging, die uns dann nach Mombasa brachte. Nachdem wir im Guesthouse, wo wir bereits vor Diani Beach waren, keinen Platz bekamen, mussten wir erstmal eine bezahlbare Unterkunft finden. Als diese gefunden war und wir gegessen hatten, war bereits Abend, sodass wir die Stadtbesichtigung auf den nächsten Tag verschoben. Gesagt, getan, dienstags machten wir uns auf den Weg zu den berühmten Stoßzähnen, bei denen ein Versprechen (welches ich mit Luca vor meiner Ausreise eingegangen war) in Form eines Bildes eingelöst wurde. Danach ging es weiter zum Fort Jesus. Wir werden von einem Guide angesprochen, der meint, der Eintritt ins Fort Jesus würde sich nicht lohnen, wir glauben ihm und lassen uns von ihm in Old Mombasa herumführen, er zeigt uns das erste Hotel, die erste Poststation Mombasa's und vieles mehr. Am Ende gehen wir noch auf den Gewürzmarkt, wo wir uns noch ein wenig mit Gewürzen eindecken. Wir laufen auch durch den Klamottenmarkt, wo wir noch traditionelle T-Shirts kaufen (vom Stil gleich, wie das was ich auf Sansibar gekauft habe). Dann gehen wir noch Geld abheben und zurück zum Hotel.

Mittwochs geht es früh raus und wir fahren zum Bahnhof. Waren wir auf der Hinreise viel zu früh auf dem Gelände, ist es dieses Mal genau umgekehrt. Wir sind erst eine dreiviertel Stunde vor Abfahrt da und die Schlange vor dem Security-Check ist sehr lange. Es wird ziemlich knapp, weil Luisa in eine andere Schlange musste wie wir, die deutlich länger dauerte. Wir druckten in der Zwischenzeit die Tickets aus und schaffen es dann doch alle noch rechtzeitig in den Zug und ab geht die Post nach Nairobi. Dort angekommen wollen wir eigentlich auf einen Tower gehen, von welchem man einen schönen Ausblick über Nairobi haben soll. Dieser wird jedoch seit kurzem renoviert und ist nicht begehbar.

Von Donnerstag (9. August) bis Sonntag (13. August) hatten wir eine Safari gebucht. Mit uns waren noch 2 Griechen, 2 Inder und 1 Chinesin im Auto. Ursprünglich hatten wir 4 Tage im Masai Mara Nationalpark gebucht. Als wir am 2. Tag aber nochmal Rücksprache mit unserem Guide hielten, der meinte, dass alle anderen 3 Tage Masai Mara + 1 Tag Lake Nakuru machen würden, was genauso viel kostet, fragte wir ob wir nochmal umbuchen können, was glücklicherweise auch klappte. Denn im Masai Mara (welcher übrigens die Verlängerung des Serengetis auf kenianischer Seite ist) hatten wir alles gesehen, was es zu sehen gab, abgesehen von der "Great Migration" der Gnus, wo die Chancen aber sehr gering waren. Stattdessen gab es eine erhöhte Chance, Nashörner am Lake Nakuru zu sehen, weswegen wir uns dafür entschieden, was schlussendlich die richtige Entscheidung war, da wir beim "Game Drive" dort tatsächlich mehrere sahen. Alles in allem war es eine tolle Safari, weil ich auch nochmal einige neue Tiere gesehen hab (trotz meiner 2 Safaris zuvor) und wir allgemein viel Glück mit den Tieren hatten. Wir sahen täglich duzende Löwen, die den Gnus hinterher gewandert sind und auch ein Gnu, dass bei einer Flussüberquerung von einem Krokodil aufgehalten wurde und nun im Wasser um sein Leben kämpfte.

Der 14. August war mein letzter Tag mit Luca und Luisa, da wir drei nachts wieder heim fliegen sollten. Sie nach Deutschland, ich nach Kigali. Wir besuchten das National Museum mit Schlangenpark, wo wir auch mal eine Schlange halten durften und sogar in das Gehege des Alligators und dessen Schwanz berühren, was sich im Nachhinein mit ein wenig Recherche als ziemlich gefährlich rausgestellt hat, aber zum Glück ist nichts passiert.

Dann war ich wieder in Kigali und die Zeit schien rasend schnell zu vergehen, aus dem Jahr, welches ich noch vor mir in Ruanda hatte, waren plötzlich nur noch 10 Tage geworden. Ich fuhr ein letztes Mal nach Nyanza zu unserem Haus, welches ein Jahr lang mein Zuhause gewesen war und machte mich ans packen. Zufälliger Weise hatte David, die ganzen Schulkinder in die Schule eingeladen, damit sie auch während der Ferien gemeinsam Sport machen könnten. Ich verbrachte deshalb meinen vorletzten Tag (16. August) in Nyanza nochmal mit den ganzen Schülern, die mir so ans Herz gewachsen sind. Dabei kamen dann auch das ersten Mal, die Handbälle und Hürden, die Katharina und ich noch von unseren übrigen Spenden ganz am Ende gekauft hatten, zum Einsatz. Am 17. August hieß es dann Abschied von Nyanza zu nehmen, mittags kamen Nico, Hannah, Ibrahim und Cora, die mit einem Auto durch das Land gereist sind und dann meine Koffer mitnahmen, damit ich diese nicht im Bus transportieren musste. Als ich danach mein leeres Zimmer gesehen habe, wurde mir erst so richtig bewusst, dass es das jetzt war. Nachmittags kam dann noch Gisa (Kapitän meiner Schulmannschaft, mit dem ich mich mit am besten verstanden habe), um sich zu verabschieden. Er zeigte mir noch sein Haus, wo er mit seiner ganzen erweiterten Familie wohnte (er war einer der wenigen Schüler, die ein Stipendium bekommen haben) und ich versuchte nochmal so viel wie möglich von der Landschaft und der Lebensweise in Nyanza aufzusaugen. Wir liefen beispielsweise meine Joggingstrecke entlang und plötzlich fällt einem noch so viel ein, was man eigentlich noch machen wollte. Ich war kein einziges Mal mit Patrick Tennis spielen, ich war bei keinem Training von Gisa´s Team "SSV Zuffenhausen", das anscheinend von einem Deutschen geleitet wird, dabei und so weiter, aber jetzt war es so oder so zu spät. Ich verabschiedete mich von Gisa und holte mein Rucksack bei Gira Impuhwe. Dort verabschiedete ich mich auch von Patrick, quasi unserem Co-Mentor, der sich immer um uns gekümmert hatte und machte mich ein letztes Mal auf in die Stadt. Ein letztes Mal den Weg laufen, den ich jede Woche 2 mal (einmal zum Markt und einmal, wie dieses mal auch zum Bus) gelaufen war. Vorbei an den Kindern, die immer "Muzungu give me Money" riefen, vorbei an den Frauen, die auf ihrem kleinen Grill Mais anbrieten und kleine Süßigkeiten verkauften, vorbei an den Ziegen, die an einem Stock angebunden sind und zu guter Letzt vorbei an der Frau auf dem Busbahnhof, die mir jedes Mal weismachen wollte, dass ich das letzte Mal gesagt hätte, ich würde heute Kekse bei ihr kaufen und vorbei an dem großen, alten Mann im roten Pullover, der immer an die Busscheibe klopfte und Geld für Essen und Zigaretten wollte. Im Bus setzte ich mich natürlich auf meinen Stammplatz ganz hinten links und schaute nochmal auf den Markt, wo ich mich an unserem Eierstand (den Katharina und ich gefühlt alleine mit unserem Eierkonsum finanzierten) mit einem Züttlingensticker verewigt hatte. Dann fuhr der Bus los und der Abschied aus meiner ersten ruandischen Heimat war Realität. Den Weg nach Kigali kannte ich inzwischen auswendig und ich wusste sogar grob, wo die Funklöcher waren. Der Weg von Nyanza nach Ruhango erinnerte mich auch immer an, dass was ich hier geschafft habe, den dort bin ich meinen ersten Halbmarathon gerannt. In Kigali probierte ich nochmal einiges zu unternehmen, aber das Durchhängen zwischen dem ersten Abschied in Nyanza und dem endgültigen Abschied aus Ruanda setzte mir psychisch und auch physisch zu. Die Stunden gingen gleichzeitig rasend schnell und schleppend langsam vorüber. Ich hatte nichts und gleichzeitig alles zu tun und es war glaube ich einfach Zeit einen Schlussstrich zu ziehen und zu gehen. Freitags (18. August) gingen wir mal wieder in eine Karaokebar, nachdem die, in die wir am Anfang des Jahres immer gegangen waren, ja schon mehrere Monate kein Karaoke mehr machte.

Am 19. August war dann meine Abschiedsfeier, die in der Kimisagara-WG stattfand. Ungefähr 25 Leute aus Kigali, mit denen ich mein Jahr verbrachte hatte und die mir auch ans Herz gewachsen sind, feierten wir ein letztes Mal. Wie es sich für Ruanda gehört, wurden etliche tränenreiche Reden gehalten und am Ende haben wir quasi alle miteinander geheult. Sonntags wurde dann wie immer verkatert Fußball gespielt. Montags bin ich noch von Drocella in ihre Villa zum Essen eingeladen worden und danach hab ich noch ein letztes Mal, den ganzen Esperance-Freiwilligen gezeigt, wo im Fußball der Hammer hängt und dass ein kaputter Kunstrasenplatz kein Hindernis ist, sondern genau da weitermacht, auf welchen Sportplätzen ich teilweise in der A-Jugend aufgehört hatte. Und dann war plötzlich schon der 23. August da und mein Flieger würde in weniger als 24 Stunden fliegen. Mittags hab ich mich nochmal mit David getroffen und wir waren bei Kazungu Bruschette mit Chips und Panache essen und trinken. Abends ging es dann noch einmal mit allen zu Macoco, wo ich jedes Wochenende mindestens einmal essen war und das Restaurant ist, welches von allen Gaststätten in denen ich in meinem Leben war, das besten Preis-Mengen-Leistungsverhältnis hat. In Kimisagara gab es dann noch das letzte Mützig, das Bier, welches mir wöchentlich am nächsten Tag Kopfschmerzen bereitet hatte. Als es Zeit war zu gehen (meine Mitfreiwilligen begleiteten mich bis zum Flughafen) fing mal wieder der Struggle an, nachts ein Moto für einen akzeptablen Preis zu finden. Also das letzte Mal verhandeln und die letzte Motofahrt. Die Mobilität mit Motos zu jeder Uhrzeit vom einen Ort zum anderen zu kommen, vermisse ich hier in Deutschland, es würde so vieles einfacher machen. Und dann war es soweit, ich stehe mit meinen Siebensachen am gleichen Ort, an dem ich vor 346 Tagen angekommen war und ich steige in den Flieger, der mich über Entebbe und Istanbul nach Frankfurt bringen würde, wo meine Familie schon sehnsüchtig auf mich wartete. Als ich mich 2021 dazu entschieden hatte, dieses Auslandsjahr zu machen, war mir in keinster Weise die Tragweite dieser Entscheidung bewusst. Ein Jahr klingt so kurz und irgendwie war es das auch, aber trotzdem ist in diesem Jahr (gefühlt) mehr passiert, ich hab mehr erlebt und mich weiterentwickelt, ich habe mehr neue Freundschaften geschlossen und meinen Fußabdruck hinterlassen, als in den 18 Jahren davor und dieses Jahr hat mir unendlich mehr gebracht für mein Leben, als wenn ich direkt angefangen hätte zu studieren und es war bisher vielleicht die beste (auch weil größte) Entscheidung die ich in meinem Leben getroffen habe. Ich kann nur jedem raten, der sich überlegt so ein Jahr zu machen: Mach es! Du wirst es nicht bereuen!


1 Jahr, 346 Tage, 30+ neue Freunde, Netzwerk über ganz Deutschland, Ruanda und einzelne Stränge nach Kanada, Neuseeland und Niederlande, 6 neue Länder bereist, 3 bestiegene Berge, 169 Schüler unterrichtet, 1.200€ überschüssige Spenden (dank eurer Hilfe) in das Projekt Gira Impuhwe gesteckt, 1 Volleyballplatz besorgt, 2 Tischtennisplatten und 2 Tore bauen lassen, 50+ Bälle und 50+ Springseile organisiert, 20 Blogeinträge, ca. 400 Stunden Bus gefahren (mehr als 16 Tage), 3 eingewachsene Zehennägel, 1 rostiger Nagel im Fuß, 1.000+ mal Muzungu genannt worden, 23 mal ein Bett mit Nelio geteilt, 0 mal bereut, nach Ruanda gegangen zu sein und unendlich viele Erfahrungen gemacht und Erlebnisse gehabt.


Euer Jannes

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