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Mwaramutse mwaramutse und andere Wendungen einer 36-Stunden Busfahrt

Am 28. Dezember ging es dann also auf für uns los auf die 36-Stunden Busfahrt nach Dar es Salaam. Pünktlich um halb 3 waren wir am Nyabugogo Busbahnhof in Kigali, der zu dieser Zeit menschenleer war. Außer unserem Bus, der jedoch kein großer Reisebus, wie wir es uns erhofft hatten, war, sondern ein Kleinbus, welcher immerhin ein bisschen größer als die Busse war, mit denen ich immer nach Nyanza fahre. Von den anderen hatten wir schon mitbekommen, dass diese mit so einem Bus fuhren, aber wir hatten die Hoffnung, dass wir einen anderen bekämen, weil wir direkt bis Dar es Salaam gebucht hatten. Dem war wie gesagt nicht so. Also ging es los, wir wollten die 4 Stunden bis zur Grenze nach Tansania nutzen, um ein wenig zu schlafen. Dabei hatten wir die Rechnung allerdings ohne den Busfahrer gemacht, der der Meinung war, dass 3 Uhr morgens eine angemessene Zeit wäre, den gesamten Bus mit seinem Radio auf voller Lautstärke zu beschallen und sich durch nichts und niemanden davon abzubringen (mein Ruf "Volume down!" ignorierte er gekonnt). Zudem hielten wir alle 10 Minuten an, um irgendwelche Leute ein Stück mitzunehmen. Statt ausgeschlafen kamen wir dann übermüdet und traumatisiert vom "Mwaramutse mwaramutse" (zu deutsch Guten Morgen, guten Morgen) des Moderators an der Grenze an. Mit 10 Leuten dauerte es eine ganze Weile und nachdem ich durch war, kaufte ich mir direkt eine tansanische SIM-Karte und wechselte ein wenig Geld. Weiterging die Fahrt in einem Kleinbus von der gleichen Art, wie die zwischen Kigali und Nyanza fahren. Das war am Anfang noch relativ entspannt und wir hatten sogar einen Sitz, wo alle unsere Rucksäcke drauflagen. Mit der Zeit kamen immer mehr Menschen in den Bus und immer wenn wir dachten, jetzt geht keiner mehr rein, hielt der Bus an und es stieg noch jemand ein. Die Stimmung kippte mal wieder bei uns, teilweise standen Leute auf unseren Rucksäcken, die überall verteilt auf dem Boden lagen - eigentlich ein Wunder, dass nichts kaputt gegangen ist. In der letzten Reihe, die für 4 Personen ausgelegt ist, saßen zum Teil bis zu 6 Erwachsene (inklusive Hannah und Nelio). Deshalb waren wir erleichtert, als wir endlich in Kahama ankamen, was bedeutete das wir ein Drittel unserer Reise geschafft hatten. Inzwischen war es 16 Uhr. Cora und Lilly hatten zu uns gemeint, dass sie notgedrungen eine Nacht in Kahama verbringen mussten, weil der letzte Bus in den Südosten Tansanias um 14:30 Uhr fuhr. Das wollten wir tunlichst vermeiden und Ibrahim war deshalb schon am rumtelefonieren mit dem Typ, der uns die Tickets in Kigali verkauft hatte. Wie wir befürchtet hatten, wurde uns in Kahama gesagt, dass wir keine Möglichkeit hätten am heutigen Tag noch weiterzufahren. Während Ibrahim weitertelefonierte, klapperten Nelio und ich alle möglichen Busunternehmen ab, in der Hoffnung doch noch irgendeine Möglichkeit zu finden, einen Bus Richtung Dar es Salaam zu bekommen - leider ohne Erfolg. Ibrahim wurde ein Bus um 19:30 Uhr versprochen, in welchem wir mitfahren konnten. Also hieß es warten und erstmal Geld abheben. Wir waren gerade dabei, als ein Mann aus einem Busunternehmen, mit dem wir auch ziemlich lang diskutiert hatten zu uns kam und meinte, dass es eine Möglichkeit gäbe, wir aber sofort losmüssten. Also schnell wieder zurück zum Busbahnhof, wo wir in Tuk-tuks gesteckt wurden und zu einem Bus (Größe zwischen Bus 1 und Bus 2) gefahren wurden. Alles wurde hektisch verstaut, es gab anscheinend ordentlich Zeitdruck. Dann fuhren wir 20 Minuten zu einer Tankstelle, wo wir nochmals umsteigen mussten, da zu uns gesagt wurde, dass wir den eigentlichen Bus sonst nicht mehr erreichen würden. Schlussendlich stiegen wir dann bis Dar es Salaam nicht mehr um und das sollte unser Bus bis zu Ende bleiben, aber das wussten wir beim Umsteigen noch nicht. Froh doch noch aus Kahama fortzukommen und unseren Plan nicht über den Haufen werfen zu müssen fuhren wir in die Nacht. Der Bus war nicht mehr in ganz gutem Zustand und so hatten wir mehrere Pannen auf der Fahrt, weil der Bus nicht mehr ansprang. Aber immer ging es weiter. Irgendwann hielten wir dann an und konnten in einem kleinen Dorf an der Straße noch mitten in der Nacht Reis, Spinat und Bohnen mit Soße essen.


Nelio, Ich, Ibrahim und Nico beim Essen

Die kräftezehrende Fahrt forderte ihre ersten Tribute und im Sinne der Gruppe tauschte ich meinen relativ guten Platz mit Janis, dem übel war. Den Rest der Fahrt durch die Nacht erlebte ich dann eingeengt in der letzten Reihe neben einem Bär von Mann, welcher dann glücklicherweise in Dodoma, der Hauptstadt Tansanias ausstieg. Hier hatten wir einen kurzen Aufenthalt von einer Stunde, wo wir uns kurz die Beine vertreten konnten und uns freuten 2/3 der Strecke geschafft zu haben. Dann ging es weiter, inzwischen hatten wir alle anderen, die vor uns aus Kigali losgefahren waren überholt und man merkte deutlich, dass wir im Flachland Tansanias angekommen waren. Die Hitze war drückend und dazu kam, dass man bei mir das Fenster nicht aufmachen konnte, da ich in der letzten Reihe saß. Bis auf einen fast zurückgelassenen Peter nach einer Pause verlief die Restfahrt glücklicherweise ohne nennenswerte Ereignisse.

Nach 36 Stunden "on the road" hieß es dann endlich "Willkommen in Dar es salaam". Wir wurden vor dem großen Busbahnhof rausgelassen und fuhren erstmal mit 2 Taxis zum Fährbüro, um uns und den anderen, die wir überholt hatten Tickets für die Fähre am nächsten Morgen zu kaufen. Das ging ohne Probleme, dann ließen wir uns von den Taxifahrern ein günstiges Guesthouse zeigen, in welchem wir dann übernachteten, obwohl sie nicht mehr genug Zimmer frei hatten. Deshalb schliefen wir letztendlich zu viert in Doppelzimmern. Zuvor erkundeten wir aber noch "Dar" auf der Suche nach etwas essen.

Am nächsten Morgen (30. Dezember) waren eigentlich alle bereit, um zur Fähre abzufahren - dachten wir. Denn Katharina, Hannah, Ibrahim und Nelio waren noch SIM-Karten kaufen und hatten noch nicht gepackt und waren nicht auffindbar. Wir mussten also alles zusammenscheißen und das Gepäck zum Airtel-laden - im Sprint wohlgemerkt - tragen, da wir drohten, die Fähre zu verpassen. Dort angekommen konnten die oben genannten unsere Aufregung überhaupt nicht verstehen, also ließen wir sie mit ihrem Gepäck zurück und fuhren mit Tuk-tuks, die es überall in Tansania gibt, zum Fähranleger, wo es dann nochmal ewig dauerte, bis wir durch die Sicherheitskontrollen durch waren. Dann waren wir aber endlich auf der Fähre, wo wir auch die anderen Ugandafrewilligen, die über Kenia angereist, seit dem letzten Vorbereitungsseminar endlich mal wiedersahen. Die Zurückgelassenen schafften es übrigens noch gerade so als letzte Passagiere auf die Fähre.


Soweit erstmal wieder von mir, ich bin mir bewusst, dass ich aktuell knapp eineinhalb Monate im Verzug bin und gelobe Besserung. Als nächstes kommt mal wieder eine Sonderfolge bezüglich meinem Projekt.

Bis dahin viele Grüße aus Nyanza,

Euer Jannes

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