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Sonderfolge: Mein Alltag in der Schule

Ich habe mich entschieden, mal etwas mehr in Detail zu gehen, was wir jetzt eigentlich machen.

Nach einigem hin und her und etlichen Stundenplanumstellungen hat sich bei uns so etwas wie ein Alltag entwickelt. Unser Unterrichtsbereich beschränkt sich inzwischen auf Sporttheorie und Sportpraxis und nicht wie von mir angekündigt auch noch auf Mathe und Englisch. Wir starten montags um 7:30 Uhr bis 10:10 Uhr mit jeweils einer Doppelstunde Praxis bei den beiden dritten Klassen P3A und P3B. Nachmittags haben wir dann noch eine Einzelstunde Theorie bei Klasse P4. Das ist quasi die Versuchsklasse, ob wir allen Stoff, den wir für den Theorieunterricht der Woche ausgesucht haben, auch umgesetzt bekommen. Da der Teacher's Guide, den wir bekommen haben für die Klassen P4 bis P6 gilt, unterrichten wir in allen Klassen das Gleiche. Wir fragen uns zwar, ob dann die Klassen jedes Jahr das Gleiche unterrichtet bekommen, aber da wir die ersten sind, die bei Gira Impuhwe Sporttheorie unterrichten, hat sich bisher noch niemand beschwert, dass sie das ja letztes Jahr schon gemacht hätten. Eigentlich gibt es für P1 bis P3 einen eigenen Teacher's Guide für den Sportunterricht, jedoch ist der auf Kinyarwanda, weshalb David meinte, wir sollen das gleiche wie bei den älteren Klassen machen. Das Tun wir dann auch immer dienstags, der allerdings erstmal mit einer Stunde Sport draußen für P1B beginnt. Leider haben wir meistens nur 15 Minuten Zeit mit den Kindern etwas zu machen, weil sich das Morgenritual (Versammlung auf dem Hof in einer Linie und dann werden Übungen gemacht und es wird gesungen) der Vorschule und der P1A/B bis in die erste Stunde des Tages zieht. Problematisch ist auch, dass die Kinder der P1 nur Französisch und Kinyarwanda sprechen, was es erschwert Dinge zu erklären. Zwar werden wir inzwischen von einer Lehrerin unterstützt, die als Dolmetscherin fungieren soll, aber da sie auch fast kein Englisch spricht, klappt das nur so mittelmäßig. Danach haben wir jeweil eine Schulstunde Theorie in P2A und P2B, was Katharina und ich ziemlich unnötig finden und was vor allem in P2A sehr zäh ist, weil die Klasse ewig zum abschreiben braucht. Trotzdem vermitteln wir den Kindern den gleichen Stoff, was langsamer geht als in den Klassen P3 und aufwärts, und was dazu führt, dass P2B ab und zu schon früher auf den Pausenhof darf.

Apropos Pausenhof: Dieser ist wirklich sehr gut ausgestattet mit 2 Rutschen, 6 Schaukeln und 2 Drehkarussellen, sowie einer großen Wiese und einem Asphalt-Basketballplatz. Dafür sieht es mit den Sportmaterialien eher mau aus. Wir haben aktuell einen Fußball, 20 Leibchen, 40 Hütchen und mehrere Seile, der Basketball und der Volleyball sind leider schon kaputt gegangen. Wir sind aber gerade dabei neues Material zu beschaffen. Hierzu werde ich euch natürlich auf dem Laufenden halten.

Nach der Theorie für die zweiten Klassen ist die P1A dran. Dort machen wir oft einen Staffellauf oder teilen die Kinder in 2 Gruppen und lassen sie gegeneinander Hütchen über dem Kopf oder durch die Beine durchgeben. Am Nachmittag machen wir Theorie für P3A, P3B, P5 und P6. Da die Kinder sehr gut aufpassen und mitmachen, werden wir uns die Arbeit demnächst aufteilen, dass jeder von uns 2 Klassen übernimmt, denn es wird dann doch irgendwann langweilig, wenn man 4 Stunden nacheinander immer das gleiche erzählt.

Am Mittwoch beginnt der Sportunterricht für uns erst um halb 11 mit 40 Minuten Sport für die ersten Klassen, gefolgt von einer weiteren Schulstunde für P2A und P2B. Nachmittags haben wir eine Stunde die dritten Klassen und dann noch die Klassen P4 bis P6 zusammen. Teilweise ist es dann aber bereits so, dass alle draußen sind, da Mittwochs der offizielle Sporttag die letzten Jahre an der Gira Impuhwe School war. Dann machen wir kein richtigen Sportunterricht, sondern lassen die Kinder getreu dem Motto "Never change a running system" einfach machen und geben lediglich Springseile (der Favorit bei den Mädchen) oder Leibchen fürs Fußballspielen aus. Letzte Woche haben wir eine Art Blitzfußball mit den fußballaffinen Kindern der oberen Klassen gespielt. Jede Klasse wurde von einem Lehrer unterstützt (P4 von Chadrac, P5 von mir und P6 von Alfred) und dann wurde bis zum Golden Goal gespielt und der Verlierer wurde dann ausgetauscht.

Donnerstags haben wir nur 2 Stunden P2A, damit wir nachmittags nach Kigali fahren können, wo wir am Freitag morgen ja dann selber die Schulbank drücken müssen/dürfen und kinyarwanda lernen. Dementsprechend ist freitags dann auch kein Sportunterricht in Nyanza.

Mit den Klassen ab P3 aufwärts machen wir bisher noch keinen analogen Sportunterricht zum Theorieunterricht, da es von den Themen noch nicht wirklich geklappt hat, aber das ist in Zukunft auf jeden Fall geplant, wenn dann Leichtathletik oder Fußball auf dem Lehrplan stehen und die Materialien da sind. Stattdessen spielen wir oft "Who's afraid of the lion" ("Wer hat Angst vorm schwarzen Mann"), "Duck and Goose"/"Duck and Toose" (wie die Kinder immer sagen, was im deutschen dem Spiel "Der Fuchs geht um" entspricht), das Atomspiel (die Kinder rennen in einem Feld herum, irgendwann pfeife ich und zeige eine Zahl und dann müssen sich möglichst schnell Gruppen in dieser Größe zusammenfinden) oder eben Fußball und bevor der Basketball kaputt gegangen ist auch Basketball. Wenn es regnet spielen wir auch mit den älteren Klassen das Hütchen durchgeben in zwei Reihen gegeneinander oder "Reise nach Jerusalem".

Insgesamt macht mir das Unterrichten vor allem in den oberen Klassen sehr viel Spaß, da wir uns sehr gut verstehen, sie sehr gut mitarbeiten und wissbegierig sind (wir haben Ihnen am Anfang auch bissle Deutsch beigebracht), was das Unterrichten entspannter macht. Die unteren Klassen (P1 und P2) sind deutlich schwieriger in den Griff zu bekommen und es ist teilweise frustrierend, wenn die Kindern nicht richtig mitmachen und nur sehr sporadisch auf uns hören. Wir sind inzwischen dazu übergegangen, Störenfriede einfach in den Klassenraum zu bringen, woraufhin sie sich ganz oft entschuldigen und um Vergebung bitten. So erarbeiten wir uns langsam Respekt und im Theorieunterricht nehmen wir uns weniger vor und die Kindern, die dann unsere Aufschriebe ins Heft übertragen haben, dürfen dann auf den Hof und auf dem Spielplatz spielen, während die anderen noch fertig abschreiben müssen.

Also alles in allem bin ich hier zufrieden, sowohl mit meiner Arbeitszeit (die ungewöhlich ausgewogen ist für Freiwillige in Ruanda, da die meisten zu wenig und ein paar zu viel zu tun haben) als auch mit meiner Arbeitsstelle.

So viel jetzt erstmal von mir, ich versuche zeitnah einen neuen Blogeintrag über die letzten Wochen zu schreiben, weiß aber nicht wie viel Zeit ich dafür finde, weil ich jetzt am Wochenende den Mount Bisoke besteige.

Bis dahin viele Grüße aus Nyanza,

Euer Jannes

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